Good Governance bringt den Unternehmen langfristig einen Mehrwert. Die neue Regulato-rik schafft Vergleichbarkeit und Messbarkeit. Allerdings dürfen die Regeln nicht zu klein-lich sein und KMU das Leben unnötig schwer machen. Dr. Peter Unterkofler, Präsident der Industriellenvereinigung Salzburg, analysierte eingangs die aktuelle wirtschaftliche Lage in Österreich: "Vom Prinzip her können wir auf eine gute wirtschaftliche Grundlage bauen, aber was fehlt, ist eine klar strukturierte Industriepolitik in Österreich und in Europa. Leis-tung muss sich wieder lohnen und Schulden dürfen nicht zum Selbstzweck gemacht wer-den, sondern um Innovation voranzutreiben. Unsere Unternehmen werden mit strategischer Weitsicht geführt. In diesem Zusammenhang ist Governance ein wichtiger Puzzlestein für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg."
Nachhaltigkeitsberichterstattung: zu viel in zu kurzer Zeit
Univ.-Prof. Sabine Urnik (Paris Lodron Universität Salzburg) brachte die aktuelle Nachhaltigkeitsberichterstattung in Österreich auf den Punkt: Schon jetzt ist die nicht-finanzielle Berichterstattung verpflichtend. Vorerst nur für große Kapitalgesellschaften mit mehr als 500 Mitarbeitenden; dennoch vor allem für kleine Unternehmen gibt es Bereiche, die schwer abzudecken sind. Die neue CSRD-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive), deren nationale Umsetzung sich wie vielerorts verzögert, erweitert den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen zusätzlich. Die Ausweitung umfasst auch einen neuen Governance-Standard mit unternehmenspolitischen Aspekten wie Korruptionsbekämpfung, Unternehmensethik, Umgang mit Lieferanten und Einflussnahme auf politische Prozesse. Jedoch ein Lichtblick: Nach den zuletzt veröffentlichten Plänen der EU-Kommission werden die Berichtspflichten voraussichtlich zurückgefahren.
"Governance hat einen Vermögenseffekt“
Bernhard Schmitt (Liechtensteinische Landesbank, LLB) bekräftigte: „Die Berichterstattung hat einen Vermögenseffekt und ist ein guter Rückenwind für die langfristige Vermögensentwicklung.“ Auch durch Voting und Engagement können Aktionäre positiven Einfluss auf Unternehmen nehmen. Die LLB zieht bei Investmententscheidungen Governance-Auswertungen heran. Kommt es bei den Kategorien Audit, Verpflichtungen des Vorstands, Kompensation oder Aktionärsrechte zu einer "Red Flag", werden Unternehmen automatisch desinvestiert.
Mit echter Steuertransparenz punkten
Anna Kraus (PwC Österreich) erklärte den Zusammenhang zwischen Steuern und Nachhaltigkeit. Erst durch Steuerzahlungen, die in den Staatshaushalt eingehen, werden viele nachhaltige Entwicklungen möglich. Kraus empfiehlt daher Unternehmen generell, Steuertransparenz zu schaffen und so dem Interesse von Gesetzgebern, Investoren und Ratingagenturen sowie der Öffentlichkeit nachzukommen.
Sträfliches Laissez-Faire bei Cybersicherheit
Alexander Mitter (KSV1870) lenkte schließlich den Fokus auf den Governance-Aspekt Cybersicherheit. In Österreich besteht laut KSV Cyber Risk Rating bei 16.000 Unternehmen ein IT-Risiko. Gründe für die Missstände ortet Mitter fehlende Standards, fehlendes Bewusstsein sowie Selbstüberschätzung. Auf regulatorischer Ebene soll die noch nicht in nationales Recht umgesetzte Richtlinie NIS2 als Nachfolger von NIS1, von dem nur rund 100 Unternehmen in Österreich betroffen sind, das Sicherheitsniveau heben und für eine Vereinheitlichung sorgen. Damit Unternehmen aller Branchen nachhaltig sicher sind, fordert Mitter offene Bewertungsstandards, Hilfestellungen für Unternehmen und die Senkung der Kosten durch Kooperationen.