Fahnengärtner: Menschlichkeit, Nachhaltigkeit und traditionelle Werte seit 78 Jahren

Fahnen begleiten uns seit mehreren tausend Jahren Menschheitsgeschichte. Vom Familienunternehmen FAHNENGÄRTNER werden sie mit hohem Commitment zu traditionellen Werten wie Handschlag-Qualität und Verlässlichkeit produziert und verkauft. CEO Ing. Gerald Heerdegen betont aber auch die Bedeutung, die Menschlichkeit und Nachhaltigkeit für ihn haben.

Als Inhaber führt er sein Unternehmen dementsprechend durch wirtschaftliche Herausforderungen – und ist damit erfolgreich, auch oder gerade weil er sich nicht die Gewinn-Maximierung auf die sprichwörtliche Fahne heftet.

„Fahnengärtner“ hat eine lange Tradition – es wurde bereits 1945 gegründet. Wie kam es dazu und woher kommt der Name?
Der Name geht auf Arnold Gärtner zurück, der das Unternehmen im Juni 45 gegründet hat. Er hat vor dem Krieg die Wiener Niederlassung für einen deutschen Fahnenproduzenten geleitet. Als der Firmenchef sagte, nimm deine Nähmaschine und schau, dass du aus Wien wegkommst, ist er nach Mittersill gezogen, da Frau Gärtner, die in der Gegend arbeitete und Herr Gärtner lungenkrank war und sich der guten Luft wegen in den Bergen ansiedeln und viel Ziegenmilch trinken sollte. Zunächst nähten sie die Fahnen im Gasthof, aber als die ehemaligen Wehrmachtsbaracken frei wurden, haben sie die Herstellung dorthin verlegt – mit allen Entbehrungen. So mussten sie um drei in der Früh aufstehen, um die Öfen mit Sägespänen einzuheizen. Aus „Gärtner & Co“ wurde im Lauf der Zeit der Name Fahnengärtner, weil die Kunden auf die Frage „Wo hast du die Fahne her“, gesagt haben: vom FAHNENGÄRTNER.

Als Evangelischer im katholischen Salzburger Pinzgau unterstützte Arnold Gärtner die Kirche – er finanzierte die Predigtstation in Zell am See, war Kurator in der Kirche, schenkte der Kirche ein Haus. So spielte die Verbindung zum Glauben auch bei der Unternehmensübergabe eine Rolle. Da Gärtner keine Nachkommen hatte gab er die Firma an meinen Vater weiter, der auch evangelisch war, eine textile Ausbildung hatte und aus Saalfelden stammte. Mein Vater kam dann über einen Umweg nach Mittersill: Er war als Farbstoffspezialist bei BASF im Iran für den gesamten arabischen Raum zuständig. Als meine Einschulung bevorstand, kamen wir nach Österreich. Seit 2005 darf ich das Unternehmen in 3. Generation führen.

Welche Challenges, aber auch Chancen ergeben sich, wenn man ein Familienunternehmen übernimmt?
Wir verkaufen ein Nischenprodukt mit starker emotionaler Anmutung. Fahnen hat es schon im Jahr 3.000 vor Christus in China gegeben, es ist ein Produkt, das eine extreme Wirkung hat. Die Herausforderung ist für uns vor allem der internationale Mitbewerb. Hauptkonkurrenten sind die Länder Kroatien, Polen, Rumänien, China.

Wir sind in Österreich der größte Anbieter, im Sieb- und Digitaldruck und wir achten darauf, dass wir die Produktion hier hochhalten. Es ist aber eine Herausforderung, die Produktion mit den österreichischen Grundwerten und auf menschlich nachhaltigen Grundlagen, sowie der hohen Lohnkosten, aufrecht zu erhalten.

Ich sehe Fahnengärtner als Pionierbetrieb, der sich schon vor Jahren die Menschlichkeit auf die buchstäbliche Fahne geschrieben hat. Zunächst ist zu sagen: Wir haben es im internationalen Mitbewerb geschafft unsere rund 100 Mitarbeiter*innen hier zu halten, davon 75% Frauen, und die Wertschöpfung in der Region zu belassen. Wir kommen unseren Mitarbeiter*innen z.B. mit verschiedenen individuellen Arbeitszeit-Modellen entgegen, speziell auch Frauen nach der Babypause oder Mitarbeiter*innen vor der Rente. Diversität geht bei uns in alle Richtungen – wir sprechen immer vom Gendern hinsichtlich der Frauen in Männerberufen, aber das funktioniert auch in die andere Richtung: So haben wir z.B. in der Näherei einen Mann aus Afghanistan.

Wer sind Ihre Zielgruppen?
Unser klassischer Kunde ist ein KmU mit einer Bestellung von ein bis fünf Fahnen. Aber wir verkaufen auch an die Industrie und den Handel, an größere Retailer, nationale und internationale Ketten quer durch die Branchen – im Grunde ist unsere Kundenliste ein „Who is who“ der österreichischen Wirtschaft.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Gastronomie und Hotellerie, in diesem Bereich sind wir groß geworden. Wenn z.B. vor einem Hotel eine Salzburg- und eine EU-Fahne wehen, können diese von uns sein.

Aber auch der Bereich der Behörden und Gemeinden bis hin zum Bundeskanzleramt ist eine wichtige Zielgruppe für uns. FAHNENGÄRTNER-Produkte sehen Sie aber auch auf Events und Sportveranstaltungen.

Wie stehen Sie zum Thema Nachhaltigkeit? Aus welchen Materialien sind Ihre Produkte überwiegend gefertigt?
Unsere Fahnen sind zu fast 100 % aus Polyester gemacht, aus Recycling-Material aus PET Flaschen. Wir haben die Cradle to Cradle Zertifizierung für eine durchgängige Kreislaufwirtschaft erhalten, denn es ist uns wichtig, von Vornherein etwas im Sinne der Nachhaltigkeit zu tun. Unsere „Power Flag“ hat im Vergleich zum marktüblichen Standard die doppelte Haltbarkeit, sodass man in einem gewissen Zeitraum nur eine nicht zwei Fahnen hintereinander am selben Standort braucht. Dadurch haben wir eine wesentliche Reduktion des CO2 Bedarfs erzielt. Je nach Stoffqualität und Standort hat eine Fahne in Standardqualität eine Lebensdauer von vier bis sechs Monaten, unser Stoff hält doppelt so lang. Wir waren die ersten, die eine 1-Jahres-Fahnen-Garantie ausgesprochen haben.

Was sind aus Ihrer Sicht aktuell die größten Hürden?
Aktuell das Thema Mitarbeiter*innen. In dieser Hinsicht geht es uns hier gut – aber das ist der Tatsache geschuldet, dass wir bereits vor 15 Jahren mit unserem Mitarbeiterprogramm begonnen haben. Wir bieten auch eine gute Lehrlingsausbildung und haben einen sehr guten Ruf als Arbeitgeber.

Herausfordernd sind derzeit die hohen Energie- und Materialkosten. Natürlich auch die Produktionskosten, die aufgrund des hohen bürokratischen Aufwands in Ö höher sind als in vielen anderen Ländern. Für Unternehmen ist es schwierig, dass uns die EU einen enormen internen Wettbewerb beschert – es ist unfair, wenn man Preise vergleicht und Produkte im EU-Ausland um 30-50 % billiger bekommt. Da heißt es die Ärmel hochkrempeln und etwas tun.

Es ist mein Ziel, Qualität, österreichische Produktion, Menschlichkeit, Nachhaltigkeit, die Reduktion von Ressourcen als Werte aufrecht zu erhalten. Als österreichische Produzenten haben wir uns einen Namen gemacht, das soll so bleiben. Uns ist wichtig, dass unsere Kunden zufrieden sind – was sich auch an den circa 400 Google-Bewertungen mit fast 5 Sternen zeigt. Dabei geht es auch um die Thematik des „ehrbaren Kaufmanns“, was nichts anderes als „Handschlag-Qualität“ heißt. Im Grunde braucht man unter Geschäftspartnern keinen Vertrag, wenn ich Vertrauen zu meinem Gegenüber habe, dann passt das.

Wie sehen Sie Ihren Weg in die Zukunft?
Wir wollen das Thema Energie bzw. Nachhaltigkeit weiter vorantreiben, sodass wir uns möglichst unabhängig machen und noch nachhaltiger werden. Was heißt Nachhaltigkeit am Ende des Tages? Der Begriff kommt aus der Waldbewirtschaftung und meint, es darf nicht weniger werden – im Sinne der Enkeltauglichkeit. Ich habe mit Nachhaltigkeit im Unternehmen begonnen, weil ich generell sehr bewusst agiere. Das auch, wenn es um meine persönliche Gesundheit geht.

Man muss als Unternehmer einen Gewinn machen – aber es sollte nicht um Gewinnmaximierung um jeden Preis gehen. Es geht um respektvollen Umgang, geht um Integrität – mir ist wichtig meinen 16- und 19-jährigen Töchtern sagen zu können, was ich gemacht habe. Da ist mein Einflussbereich als Unternehmer natürlich etwas größer als der von anderen, ich kann in vielen Hinsichten selbst Entscheidungen treffen. Wir veröffentlichen auch einen Gemeinwohl-Bericht auf unserer Homepage.