Wie geht Nachhaltigkeit in der Energiekrise?

Die Industrie steht im Spannungsverhältnis zwischen kurzfristigen Maßnahmen und nachhaltiger Sicherheit. Einerseits sind die Unternehmen täglich mit der Herausforderung Versorgungssicherheit konfrontiert. Gleichzeitig sollen zukunftsorientierte Energie-Alternativen gesucht und der Wandel hin zur Klimawende vollzogen werden.

Strom ist in unserer modernen und zunehmend digitalen Welt das Lebenselixier für Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie. Mit steigender Elektrifizierung und Dekarbonisierung wird der Bedarf nach alternativen Energiequellen weiter wachsen. Nachhaltige grüne Industriepolitik beschränkt sich nicht nur auf hocheffiziente Energieversorgung und den Einsatz erneuerbarer Energien. Ziel der Transformation, weg von CO2-reichen und hin zu CO2-neutralen Energien, ist der ganzheitliche effiziente Einsatz aller Ressourcen, eine resiliente Materialversorgung und der Ausbau einer umfassenden, überbetrieblichen Kreislaufwirtschaft. 

Über den Sommer wurde auf Bundes- und Landesebene überlegt, wie Energie eingespart und im Extremfall schlussendlich gelenkt werden kann. Peter Unterkofler, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Salzburg, schildert den Ernst der Lage: „Die dramatische Situation auf den Gas- und Strommärkten greift mittlerweile die Substanz des Wirtschaftsstandortes Salzburg an. Die IV macht deshalb im gesamten Bundesgebiet auf politischer und medialer Ebene massiv Druck, um Unterstützung für die Unternehmen zu erlangen. Fakt ist aber, die Industrie ist stets auf Effizienz getrimmt und bereits besser vorbereitet, als es von der Bundesregierung kommuniziert wird.“ 

Welche Leitungsmaßnahmen sind notwendig?

Die Austrian Power Grid (APG) hat den Auftrag, Österreich über ihr umfassendes Leitungsnetz sicher mit Strom zu versorgen und trägt somit hohe Verantwortung. Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG, erklärt: „Die versorgungssichere Energiewende ist eine Mammutaufgabe. Bis 2040 müssen mehr als 200 TWh Energie dekarbonisiert werden. Dazu braucht es ausreichende Kapazitäten in allen Bereichen des Energiesystems: Stromnetze, -speicher, Produktion, Reserven sowie digitale Plattformtechnologien zur Integration aller Akteure des Energiesystems.“ Die Basis bilden ein kapazitätsstarkes, robustes Stromnetz sowie ein Kraftwerksmix bestehend aus Wind-, Wasser- und Pumpspeicherkraftwerken. Laufende Abstimmungen mit anderen nationalen Netzbetreibern, aber auch international mit den europäischen Übertragungsnetzbetreibern, zählen zu den täglichen Herausforderungen der APG. 

Spätestens mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und der durch die EU-Sanktionen ausgelösten Energiekrise ist eine ernste Bedrohung für die heimische Wirtschaft akut geworden. Jetzt rächt sich, dass die 380-kV-Salzburgleitung verspätet ihren Betrieb aufnehmen wird, und bis dahin fehlende Leitungskapazitäten mit dem Einsatz thermischer bzw. hydraulischer Kraftwerke kompensiert werden müssen.