Talfahrt der Wirtschaft geht weiter

Konjunkturbarometer der Salzburger Industrie unter Tiefdruckeinfluss – Rezession macht sich in allen Branchen unterschiedlich stark breit - Entwicklung der Auftragslage noch durchschnittlich - Aussichten für das nächste Halbjahr deutlich getrübt – Salzburg folgt schlechtem Österreichniveau talwärts.

Im dritten Quartal 2023 spiegelt sich das Bild einer Rezession in allen Umfrageergebnissen deutlich wider. Die Salzburger Unternehmen trotzen zwar noch allen Widrigkeiten mit gleichbleibender Geschäftslage - die Aussichten in 6 Monaten sind allerdings weniger rosig, als vielmehr, der Jahreszeit entsprechend, nebelgrau. Nur mehr 3 % der Betriebe schätzen ihre Lage in der Zukunft günstiger ein. Die Auftragsbücher sind auch nicht mehr so gut gefüllt, wie noch vor wenigen Monaten – soweit der Tenor der aktuellen IV-Konjunkturumfrage zum Quartal Q3/23.

Ebenso wird die Ertragssituation im Vergleich zum letzten Quartal als zunehmend schwächer bewertet. Die Einschätzung der Erträge in sechs Monaten sieht deutlich schlechter aus: mehr als ein Drittel der Unternehmen – nach 17 Prozent im Vorquartal – befürchten einen Rückgang. Auch wenn zuletzt die Inflationsrate leicht gesunken ist, belasten die überdurchschnittliche Teuerung, die drohenden, hohen Lohnabschlüsse und die mittlerweile drei Jahre andauernde Lieferkettenproblematik aufgrund von Pandemie und Krieg die Unternehmen.

Der Spielraum für Produktionskapazität ist weiter geschrumpft. Die meisten Unternehmen, versuchen den aktuellen Stand zu halten. Steigerungen sind allerdings aufgrund von Personalmangel oft nicht möglich. Andererseits suchen nur mehr 21 % der befragten Unternehmen nach neuen Mitarbeitern – immerhin 65 % versuchen den Beschäftigtenstand zu sichern.

 

„Wir erleben zum ersten Mal seit langem – außerhalb COVID - wieder eine Rezession, also ein Schrumpfen der Gesamtwirtschaft. Prognostiziert ist für Österreich laut IHS (Institut für Höhere Studien) ein Rückgang von 0,4 – 0,8 Prozent, in der Industrie sieht es sogar deutlich schlechter aus. Wir kommen aus relativ guten Zeiten von 2022, aber wir gehen in schwierige Zeiten und es wird nicht so schnell vorübergehen“, berichtet Peter Unterkofler, Präsident der IV-Salzburg. Die Industriellenvereinigung nimmt die Politik in die Pflicht und fordert politische Rahmenbedingungen, welche die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken. „Unterstützung brauchen wir beim Thema Fachkräftemangel, bei den hohen Energiekosten und für die Entbürokratisierung“, betont Unterkofler und erklärt: „Im Wettbewerb gewinnen wir nur, wenn wir auch in der Zukunft auf Forschung & Entwicklung setzen und mit Innovationen gegensteuern“.

 

Mit dem Wert -6,0 fällt das Barometer des Geschäftsklimas auf ein Negativ-Niveau zurück, das wir zuletzt in den Jahren 2020 bzw. 2021 sowie 2009 gesehen haben. Dieses Klima wurde durch den Mittelwert zwischen aktueller und der Geschäftslage in sechs Monaten errechnet.

 

Die Ergebnisse der IV-Konjunkturumfrage im Detail

 

  • Im dritten Quartal 2023 spiegelt sich das Bild einer Rezession in allen Umfrageergebnissen deutlich wider. Die Einschätzungen für die nächsten drei bzw. sechs Monate sind generell ungünstiger, bestenfalls gleichbleibend.

 

  • Fast unverändert zum Vorquartal bewerten 84 % der befragten Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als „gut bzw. durchschnittlich“. Eine günstigere Einschätzung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten teilen mittlerweile nur noch 3 % der Unternehmer.

 

  • Die Auftragsbestände bzw. auch die Auftragslage aus dem Ausland bewerten mittlerweile zwei Drittel der Unternehmen mit „durchschnittlich“.

 

  • Momentan benötigen nur noch 21 % der befragten Unternehmen neue MitarbeiterInnen und 65 % möchten ihren aktuellen Beschäftigungsstand halten. Der Anteil an Unternehmen, die gezwungen sind Stellen abzubauen, liegt seit einem Jahr bei rund 14 % - so der Stand Mitte September 2023.

 

  • 30 % der Betriebe bewerten ihre Ertragssituation im dritten Quartal 2023 als „gut“. Dennoch: Mit finanziellen Einbußen in 6 Monaten rechnet ebenfalls gut ein Drittel der Unternehmen.

 

Zur Befragungsmethode: An der Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Salzburg haben sich 33 Betriebe mit 15.365 Beschäftigten beteiligt. Die Auswertung ist nach Beschäftigten gewichtet. Bei der Umfrage werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. An den Prozentanteilen der Antworten wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den positiven und negativen Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Das Konjunkturbarometer wird aus dem Mittelwert der aktuellen Geschäftslage und der erwarteten Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt.

Verwandte Themen